Als ich am 28. April 1994 an der offiziellen Wiederinbetriebnahme der Turnhalle und des Sanitärtraktes nach erfolgter Sanierung teilnahm, konnte ich mich davon überzeugen, zu
welchem "Schmuckstück" sich der Sportkomplex in Dissenchen entwickelt hat. Nach und
nach wurde hier durch Engagement und Initiative der Mitglieder, unterstützt durch das
BKW Cottbus und später die LAUBAG, eine Sportstätte geschaffen, die hervorragende Voraussetzungen für ein aktives Vereinsleben bietet.
In diesem ständigen "Wachsen" des Sportgeländes spiegelt sich symbolisch die 90jährige Geschichte des SV Dissenchen 04 e. V. wider. Nachdem nach der Gründung nur Turner
zu diesem Verein gehörten, kamen im Laufe der Jahre Sportarten wie z.B. Faustball,
Fußball, Billard, Volleyball und Tischtennis hinzu. Egal, welche Bezeichnung der Verein
auch hatte, er sorgte dafür, dass in den 90 Jahren der Ort Dissenchen sportlich "immer
am Ball" war. Uber die Ortsgrenzen hinaus wurde die Gemeinde auch dadurch bekannt,
dass sie am 1. Januar die Sportinteressierten zu dem bereits traditionellen Neujahrslauf
an den Start rief.
Möge die Vereinschronik auch aus den kommenden Jahren berichten können, dass das
sportliche Leben in Cottbus-Dissenchen nach wie vor am 1. Tag des Jahres beginnt.
1994 schrieb der damalige 1. Vorsitzender des SV Dissenchen 04 e. V., Uwe Kneschk:
"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Vereinskameraden,
vor 90 Jahren wurde der SV Dissenchen 04 e. V. gegründet. Mit dem nachfolgenden Abriss haben wir eine erste Bestandsaufnahme unserer Vereinsgeschichte vorliegen. Sicherlich, und ich bitte Sie alle dieses zu berücksichtigen, ist diese Chronik nicht vollständig. Hier und da zeigen sich Lücken, die es neu gilt auszufüllen, Aufzeichnungen, die uns vorlagen, wurden aus verschiedenen Gründen nicht weitergeführt oder durch Kriegsjahre spielte der Sport eine untergeordnete Rolle.
Bitte helfen Sie uns alle dabei, damit wir in zehn Jahren unsere Geschichte so vollständig wie möglich dokumentieren können.
Dennoch blicken wir voller Stolz auf 90 Jahre Sport in Dissenchen zurück. Waren es nur wenige Sportler die im Jahre 1904 unseren Verein gründeten, zählt er heute über 300 Sportkameraden, Solche Abteilungen wie Fußball, Volleyball, Billard, Faustball, Gymnastik und Tischtennis sind aus unserer Gemeinschaft nicht mehr wegzudenken.
Die Erfolge der Fußballer und Volleyballer, welche im gesamten Land Brandenburg bekannt sind, sprechen für sich. Auch der Neujahrslauf, der nun schon seit 13 Jahren stattfindet, gehört zu unserer Geschichte. Gerade dadurch wird der Breitensport im SV Dissenchen 04 e. V. nicht vergessen.
Lassen wir uns alle in Zukunft nicht davon abbringen, sportlich aktiv zu sein. Der SV Dissenchen 04 e. V. bietet Ihnen dafür eine Heimstätte. In diesem Sinne knüpfen wir an die bisherigen Erfolge an,
Sport frei!"
Einleitung
Die Geschichte des Faustballspiels ist eng mit der Historie des Sportvereins Dissenchen 04 e.V. verbunden.
Die Geschichte des Ballsportes reicht Jahrtausende zurück. Überlieferungen und bildliche Darstellungen zeigen ihren kulturellen Ursprung. Der Ball war das Abbild des Himmelskörpers. Die Ballspiele dienten in den früheren Jahren zur pädagogischen, heilgymnastischen und militärischen Nutzung, aber auch zum Zwecke freudbetonter Unterhaltung.
Guth Muths legte bereits 1796 in seinem Buch “Spiele zur Erholung des Körpers und Geistes für die Jugend” ausführlich den Wert der Bewegungsspiele dar. Auch die Turnspiele von Turnvater Jahn erfreuten sich zur damaligen Zeit sehr- großer Beliebtheit.
Auf Grund der v. g. Tatsache erließ die preußische Regierung 1820 ein Turn- und Spielverbot für die Bevölkerung. Nach der Revolution 1848 wurde die Geselligkeit der Bewohner langsam wieder mit Ballspielen ausgefüllt.
So begann es
Auch in unserem Ort waren sehr viele Arbeiter ansässig (Tuchmacher, Eisenbahner, Bauhandwerker u.a.). Um nicht in der Freizeit an den Ecken zu stehen und dumme Späße zu treiben, wurde in der Freizeit Sport getrieben.
Die Ballspiele wurden in Richtung Cottbus, an der Hauptstraße, rechts vom Gehöft Martin Matschke, gleich hinter der Gastwirtschaft, bis zum Gehöft Wilhelm Gratz durchgeführt. Dieses Gelände war nicht bebaut. Großer Verkehr war nicht auf der Straße vorhanden. Die Ballspiele wurden nicht nach festgeschriebenen Regeln durchgeführt.
Durch dieses gemeinsame Spiel wurde der Gedanke geboren, in Dissenchen einen Sportverein zu gründen.
Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde auch das Geräteturnen nach Turnvater Jahn von allen Sportarten in unserer Gemeinde vorrangig betrieben. Das Turnen wurde bereits vor 1904 in der Gaststätte Wolk, danach Schützke, durchgeführt. Unstimmigkeiten zwischen den Turnern und dem Gastwirt führten dazu, dass sämtliche Turngeräte auf dem damaligen schlechten Feldweg zur Alpenschänke nach Merzdorf gebracht wurden. Bis zum 12. 08. 1905 wurde nun in der Alpenschänke geturnt und alle Zusammenkünfte der Sportler dort durchgeführt.
Auch die Gründungsversammlung für den Sportverein Dissenchen wurde am 17.09.1904 in der Alpenschänke in Merzdorf durchgeführt. Als Gründer waren 17 Sportgenossen und 12 Zöglinge anwesend. Mit 18 Jahren war man Sportgenosse. Unter 18 Jahre ein Zögling.
Die Turner Schadow und Lunner aus Cottbus machten bei der Neugründung, Ausführungen über Zweck und Ziele des Arbeiter-Turnbundes.
Der neugegründete Verein erhielt den Namen
“Freie Turnerschaft für Cottbus und Umgebung Abteilung IX Dissenchen.”
Als 1. Vorsitzender wurde Friedrich Löcher, als Kassierer Christian Kneschk, und als Gerätewart Albert Löcher gewählt.
Der Beitrag wurde für die Sportgenossen auf 30 Pfg. und für die Zöglinge auf 20 Pfg. festgelegt. Beim Eintritt in den Verein wurden als Eintrittsgeld für Sportgenossen 50 Pfg. und für Zöglinge 20 Pfg. festgelegt.
Bis zum 1. Weltkrieg war das Turnen immer noch die Nummer 1 des Sportvereines. In einem Protokoll von 1912 ist belegt, dass die beantragten Fuß- und Faustbälle nicht vom Vorstand bewilligt wurden. Der Kauf der Bälle wurde abgelehnt. Laut Kassenbuch wurde der Faustball doch am 07.04.1912 zu einem Preis von 12,50 M gekauft.
Am 15.06.1912 wurde der Austritt aus der "Freien Turnerschaft Cottbus und Umgebung Abteilung IX. Dissenchen" unter dem Vorsitzenden Wilhelm Schmidt durchgeführt. Gleichzeitig wurde der Eintritt in die Arbeiter-Turn- und Sportbewegung vorgenommen.
Der Name lautete nun: “Arbeiter-Turn- und Sportverein Dissenchen“
Um finanzielle Schwierigkeiten auszuschalten, ist der Verein 1913 der Bundeskasse der Turnerschaft mit dem Sitz in Leipzig beigetreten. Zur Disziplin in den Sportstunden wurden Erziehungsmaßnahmen für die Mitglieder festgelegt.
Am 17. 02. 1912 wurde eine Kommission zum Ankauf des Sportplatzes gebildet. Der Sportplatzkauf erfolgte am 24.03.1912
Vom Kriegsausbruch September 1914 - 1920 sind nur spärliche Aufzeichnungen vorhanden. Die Mitgliederzahl hat während des 1. Weltkrieges stark abgenommen. Es wurden nur sehr geringe Aktivitäten durchgeführt, damit der Verein erhalten blieb.
1919 begann der Sportverein wieder richtig in den Sportbetrieb einzusteigen. Es bildeten sich nun einzelne Abteilungen oder Sektionen. Die Mitgliederzahl nahm zu.
Es gab nun folgende Abteilungen: Spielmannszug, Chor, Turner, Frauengruppe, Frauenhandball, Faustball, Fußball, Leichtathletik, Jugendgruppe, Schülergruppe und Kindergruppe. Die Fußball- und Handballspiele entwickelten sich gleich nach Bildung zu starken Abteilungen. Das Faustballspiel wurde nur von einer kleinen Gruppe betrieben.
Die Sektion Leichtathletik war keine selbständige Abteilung. Bei dieser Sektion wirkten alle Abteilungen mit. Auch beim Spielmannszug waren von anderen Abteilungen Sportler dabei. Der Aufbau des Spielmannszuges begann schon bei den Schülern in der Schule.
Nach dem Kauf des Sportplatzes im Jahre 1912 wurde nach der Inflation 1926/27 an den Bau einer Turnhalle gedacht. Reinhold Schmidt war von 1926- 1929 1. Vorsitzender und unterstützte den Turnhallenbau. Durch eine Arbeitsgruppe wurden nun die Absprachen und Programme zum Bau der Turnhalle zusammengetragen und in einem Projekt festgehalten. Es wurden Sponsoren und Mitglieder geworben, die Anteilscheine zum Bau als Darlehen erwarben.
Die Anstrengungen der Mitglieder beim Bau der Turnhalle waren sein- groß. Reinhold Schmidt als Vorsitzender hatte es verstanden, die Mitglieder zu mobilisieren. Arbeitslose Mitglieder arbeiteten unentgeltlich sehr oft bei diesem Bau und leisteten den Bauhandwerkern Hilfestellungen. Für den Bau der Halle wurden fast ausschließlich Handwerker aus Dissenchen eingesetzt. Elektromeister Pelocke, Zimmermeister Jandow, Tischlermeister Schmidt + Liebo. Maurerarbeiten wurden von Paul Schmidt und vielen Helfern gemacht. Von den Mitgliedern wurden Anteilscheine für den Bau der Turnhalle erworben. Diese Anteilscheine wurden mit 7 % verzinst.
Die Statistik
Turnhallenbau des Arbeiter-Turn-Verein Dissenchen; Vorbereitungszeit: 1926-1928; Anfertigung einer Skizze: 1927/28
Anfertigung einer Bauzeichnung: August 1928; Baubeginn: 1928/29; Bauende: Dezember 1929
Durch die Firma K. Kempf wurden die Kosten für eine Niederdruckheizungsanlage einschließlich Badeeinrichtung mittels Kostenanschlags erstellt. Diese Badeeinrichtung wurde am 01.08.1929 fertiggestellt. Am 01.09.1929 wurde bereits der Badebetrieb aufgenommen und ein Bademeister eingestellt. Die Turnhalle wurde zum 01.11.1929 fertiggestellt. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1929 wurde im Gasthaus Schutzke bei der Weihnachtsfeier, die gesamte Turnhalle zur offiziellen Nutzung zum 01.01.1930 übergeben.
1945, nach Ende des 2. Weltkrieges, war nun die Aufgabe, den Faschismus ideologisch, personell und organisatorisch zu überwinden und alle Voraussetzungen für den Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Sportbewegung zu schaffen. Trotz Hunger, Mangel an Sportgeräten und -bekleidung fanden sich 1945 Sportfreunde des Ortes auf dem Platz und in der Turnhalle ein, um bei Sport und Spiel Entspannung, Freude und Geselligkeit zu finden. Erich Schieske übernahm den Vorsitz des Sportvereins nach 1945.
Seit 1948 wurden in allen großen Werken Betriebssportgemeinschaften (BSG) gebildet. 1949 gab es bereits 800 Betriebssportgemeinschaften. So wurde auch unsere Sportgemeinschaft zu einer Betriebssportgemeinschaft umgebildet, um finanziell besser zu bestehen
Im Jahre 1954 wurde das 50jährige Bestehen des Sportvereins gefeiert. Auch zu dieser Zeit war der Spielmannszug und eine starke Frauengruppe beim Faustball vorhanden.
17.09.1904 - Freie Turnerschaft für Cottbus und Umgebung Abteilung DC Dissenchen
15.06.1912 - Arbeiter-Turn-Verein Dissenchen
11.07.1933 - Turn- und Sportverein e.V. Dissenchen
20.12.1933 - Verbot für rote Sportvereine durch das Amtsgericht Cottbus
Das gesamte Vermögen wurde beschlagnahmt und der Turnerschaft (DT) übertragen.
20.12.1933 - Deutsche Turnerschaft e.V. Dissenchen
1935 - NS Reichsbund für Leibesübungen
1945 - Sportgemeinschaft Dissenchen
1955 - Betriebssportgemeinschaft Aufbau Dissenchen
1980 - Betriebssportgemeinschaft Aktivist Dissenchen
1990 - Sportverein Dissenchen 04 e.V.
17.09.1904 - 12.01.1909 Friedrich Löcher f
12.01.1909 - 07.01.1911 Gustav Noack f
07.01.1911 - 07.01.1912 Richard Lehnig f
07.01.1912 - 07.01.1913 Wilhelm Schmidt f
07.01.1913 - 1914 Wilhelm Paprosch (gefallen)
1914 - 1915 Alfred Hiltmann f
1915 - 1921/22 Gustav Noack f
04.03.1926 - 01.1929 Reinhold Schmidt f
Jan. 1929 - 01.1932 Walter Schieske f
Juli 1933 - 20.12.1933 Erwin Paprosch f
Juli 1934 - 1953 Erich Schieske
1953 - 1966 Sieghardt Perko
1966 - 1968 Manfred Puzicher f
1968 - 1980 Rudi Muschka
1980 - 1991 Rudolf Fischer
seit 1991 Uwe Kneschk
1968 bestanden die Sektionen Fußball, Faustball, Billard und der Spielmannszug. Rudi Muschka hatte den Vorsitz vom Sportfreund Manfred Puzicher übernommen, der zunächst als 2. Vorsitzender und etwa ab 1970 bis zu seinem Freitod als Hauptkassierer eine sehr zuverlässige Arbeit leistete.
Dem Vorstand gehörten ferner die Sektionsleiter Fußball, Joachim Sellesk; Faustball, Walter Kamenz; Billard, Werner Schima und Spielmannszug, Hans Andretzky, an. Weitere Mitglieder des Vorstandes waren die Sportfreunde Fritz Golz, Kurt Heine, Hans Resag und Martina Mielke als Vertreterin der Schule.
Die sportliche Situation stellt sich damals wie folgt dar:
Die Fußballer der 1. Mannschaft spielten in der 2. Kreisklasse, bei den Faustballern machte vor allem die Mädchenmannschaft Furore, weit über unser Dorf hinaus bekannt war auch der Spielmannszug und die damals noch junge Billardsektion bemühte sich um Stabilität.
Mädchenmannschaft der Faustballer mit Übungsleiter Gerhard Pottin und Paul Schmidt
Der neue Vorstand wollte drei Dinge in Angriff nehmen:
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